Der eigentliche Heilbronner Weg beginnt an der Abzweigung zum Hohen Licht und quert in Richtung Osten zunächst eine Steilflanke. Es folgt eine der markantesten Punkte des Wegs, die Durchschreitung einer engen Felsspalte, dem "Heilbronner Törle". Die Erklimmung der eisernen Leiter am Steinschartenkopf und die ständige Aussicht auf ein unermeßliches Gipfelmeer, schenken dem Bergwanderer immer neue Eindrücke.
Der Talort für die zwei- bis dreitägige Hochgebirgswanderung ist Oberstdorf. Von dort aus ist der Marsch nach Einödsbach oder Spielmannsau, die beiden Ausgangspunkte für eine Begehung von der deutschen Seite her. Holzgau und Lechleiten im Lechtal sind Orte für den Aufstieg von der österreichischen Südseite. Es ist in jedem Falle zweckmäßig, schon am Tage vorher zu einer der im "Heilbronner Weg" - Gebiet liegenden Alpenvereinshütten aufzusteigen: Rappenseehütte oder Kemptner Hütte, der gebräuchlichste Aufstieg ist der zur Rappenseehütte. Er führt über die Linkersalpe in ca. 6 Std. von Oberstdorf aus zu der im Jahre 1965 großzügig erweiterten Hütte. Sie liegt idyllisch eingebettet in einem Kessel beim Rappensee.
Eine stets lohnende Tour von hier aus zum Biberkopf (2602 m), einem herrlichen Aussichtsberg. Dieser südlichste Grenzgipfel Deutschlands wird jährlich bei der in der ersten Septemberwoche durchgeführten 4-tägigen Sektionswanderung in das Programm miteinbezogen. Am kreuzgeschmückten Gipfel genießt man eine gewaltige Fernschau über die deutsche, österreichische und schweizer Bergwelt, während direkt am Fuß des Berges das Lechtal über einige Kilometer überblickt werden kann. Dieser Aufstieg ist für alle Bergfreunde ein stets bleibendes Erlebnis. Zurückgekehrt zur Hütte beschließt ein Blick vom Kreuz am Rappensee auf die Lichter von Oberstdorf einen erlebnisreichen Tag.
Zum Heilbronner Weg geht es hoch zur großen Steinscharte (2262 m), zwischen Rotgund- und Hochgundspitze. Durch ein weites trümmergefülltes Kar und durch einen nassen, oft vereisten, aber drahtseilgesicherten Kamin kommt man zum Ausgangspunkt des berühmten Weges. Hier allerdings ist gleich eine Entscheidung zu treffen, während der Heilbronner Weg nach links führt, zweigt nach rechts der Weg zum Hohen Licht ab. Mit 2652 m ist dieser Gipfel der höchste Punkt im Bereich des Heilbronner Weges. Bei klarer Sicht und wenn man Zeit und Muße hat, ist eine Besteigung stets zu empfehlen.
Nach dem Abstecher aufs Hohe Licht geht es wieder auf dem gleichen Weg zurück bis zur Wegeteilung am kleinen Schneefeld, wo nun der eigentliche Heilbronner Weg beginnt. Die Durchschreitung einer engen Felsspalte, das "Heilbronner Törle", die Erklimmung der eisernen Leiter am Steinschartenkopf und die ständige Aussicht auf ein unermeßliches Gipfelmeer, schenken dem Bergwanderer immer neue Eindrücke. Man sieht von diesem kühn angelegten, gut gesicherten Steig, auf Schritt und Tritt die herrlichsten Bilder einer wilden, felsenstarrenden Natur.
Vom Steinschartenkopf (2615 m) führt der Weg, am Wilden Mann vorbei, hinunter in die Socktalscharte (2446 m). Von hier führt ein Abkürzungsweg durch das hintere Bockkar direkt abwärts zum Waltenbergerhaus (1 Std.). Mit der Ersteigung des Bockkarkopfes, dessen Fernblick mit jenem des Hohen Lichts wetteifert, hat man wieder eine Höhe von 2608 m erreicht. In der Bockscharte (2523 m), östlich des Bockkarkopfes endet der Heilbronner Weg. Ein eindrucksvoller Pfad durch die Felswildnis des kalkalpinen Hoch- und Ödlandes.
Über das Waltenbergerhaus kann man in drei Stunden nach Einödsbach absteigen. Dieser Abstieg ist nicht nur kürzer als der Weiterweg zur Kemptner Hütte, sondern auch sehr interessant. Der drahtseilgesicherte Felssteig durchs "Wändle" führt in das wildromantische, meist mit Lawinenresten gefüllte "Bacher Loch".
Hat man jedoch noch einen Tag Zeit, so lohnt sich der Gang zur Kemptner Hütte. In steilen Windungen geht es wieder hinauf zur Bockkarscharte und dann fast eben an der Südseite der Hochfrottspitze vorbei zum Mädelegabel-Ferner. Die Besteigung der Mädelegabel (2645 m) kann zeitlich gut eingefügt werden. Der Auf- und Abstieg in unschwieriger Kletterei erfordert etwa 1 Stunde.
Auf dem Gipfel hat man dicht vor sich die spitze Nadel der Trettachspitze, und wenn man genauer hinsieht, kann man meist auf einer der Kletterführen eine Seilschaft bei der "Arbeit" beobachten.
Zurückgekehrt zum Ferner führt der Weg rechts im Bogen leicht hinab; zuerst durch grobes Blockwerk, dann ziemlich eben über Mergelboden, vorbei an einem kleinen Bergsee zur Schwarzen Milz. Nach einem idyllischen Weg durch blumenreiche Matten geht es abwärts zum Mädelejoch und weiter links zur Kemptner Hütte. Von dort steigt man durch den Sperrbachtobel nach Spielmannsau ab und erreicht nach 2 Stunden Marsch durchs Trettachtal wieder die Talstation Oberstdorf.